Erforsche dich selbst!
Thomas, Abteilungsleiter einer Fertigungsabteilung bei einem deutschen Mittelständler, ist nach einem Meeting mit seinen Teamleitern wieder einmal enttäuscht. Seit Monaten kommt es immer wieder zu Konflikten, obwohl sich doch alle, bis auf wenige Details, in der Sache einig scheinen. Immer wieder kochen im Meeting die Emotionen hoch und Thomas wird von seinen Teamleitern hart angegangen, weil er vermeintlich Entscheidungen auf die lange Bank schieben würde. Dabei beteuern seine Teamleiter, dass sie wüssten, dass auch er auf Entscheidungen von ganz oben angewiesen sei. Schnell schaukeln sich in solchen Situationen die Emotionen hoch. Thomas reagiert immer dünnhäutiger. In letzter Zeit wird ihm dies zunehmend bewusst. Thomas hat begonnen in sich hineinzuhorchen.
Die meisten Konflikte entzünden sich auf der Emotionsebene. Um solchen Konflikten vorzubeugen und es nicht zu einer Eskalation kommen zu lassen, ist es entscheidend, dass die Konfliktpartner ihre Emotionen kennen:
Welche Gefühle kommen in welchen Situationen immer wieder hoch?
Wie geht man in konkreten Situationen dann mit seinen Emotionen um?
Werden diese unterdrückt oder lässt man seinem Ärger freien Lauf?
Introspektive für mehr emotionale Intelligenz
Eine regelmäßige Introspektive hilft dabei, sich selbst und seine Gefühle wahrzunehmen. Auch Profisportler, wie Novak Djokovic, schulen auf diese Weise ihre Selbstwahrnehmung.
Bei Google gibt es solche Seminare bereits seit 2007. Mitarbeitende lernen dort durch Meditation ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren. Feedbacks zeigen, dass sich Teilnehmende nach dem Seminar weniger gestresst fühlen, produktiver arbeiten und in herausfordernden Situationen eher ruhig bleiben. Auch einige andere Unternehmen, wie SAP, Roche oder Ford, setzen mittlerweile auf Seminare zur Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung.
Tatsächlich führt die Introspektive zu einer besseren Wahrnehmung des eigenen Gefühlslebens und der eigenen Persönlichkeit. Wer sich selbst besser wahrnehmen kann, wird zumeist auch sensibler für die Gefühle und Einstellungen von anderen Menschen. Somit ist man in der Lage, seine Außenwirkung besser einzuordnen, was gerade in Konfliktsituationen hilfreich ist. Die Eskalationsspirale wird schneller unterbrochen.
Nach Daniel Goleman ist Selbstwahrnehmung die Grundlage für emotionale Intelligenz. Wer wiederum emotional intelligent ist, ist zufriedener im Beruf, leistungsfähiger und verfügt über eine bessere Führungskompetenz.
Raus aus dem Erfahrungsgefängnis
Unsere Wahrnehmung wird gefiltert durch unsere Erfahrungen und Glaubenssätze. Auf diese Weise können wir zwar schneller und intuitiver entscheiden, doch wird gleichzeitig unser Blick auf die Realität verzerrt: Es kann nicht sein, was nicht sein darf! So hat jeder Mensch sein ganz eigenes Bild von der Welt und seiner Rolle in ihr.
Irgendwie sind wir alle Gefangene unseres Erfahrungsgefängnisses.
Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit helfen dabei, die eigenen Filter zu analysieren und Schicht für Schicht abzutragen.
Unter Achtsamkeit versteht man dabei die Fähigkeit, die eigenen Gedanken gezielt lenken zu können. In Übungen zur Achtsamkeit lernt man, z.B. sich voll und ganz auf die eigene Atmung zu konzentrieren. Wenn dann die Gedanken in einem Meeting oder Konfliktgespräch abdriften, kann man diese auf den eigenen Atem ausrichten, um sie dann wieder auf das Gespräch zu lenken.
Nur wer seine Emotionen erkennt, hat die Möglichkeit diese zu hinterfragen statt ihnen automatisch zu folgen. Durch Achtsamkeit wird das Reiz-Reaktionsschema unterbrochen und wir können bewusster agieren. Was am Ende hilft, Konflikte nicht zu eskalieren, obwohl man sich ärgert oder wütend ist.
Mehr zu Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit gibt es auch in unserem Onlinekurs Resilienz.